Hand aufs Herz – erinnert ihr Euch noch daran, wann ihr das letzte Mal zwischen Büschen und Hecken geschlüpft seid, um Brombeeren, Himbeeren und andere Früchte in Parks und auf Wiesen zu sammeln?
Ich weiß ehrlich gesagt nur noch, dass ich vor ein paar Jahren in Kroatien äußerst motiviert Kornelkirschen zum Ansetzen von Likör gesammelt hab, aber das war auch Urlaub und es winkte Likör und sowieso. Kroatien halt – da bin ich als Kind früher morgens aus dem Haus und hab mir zwischen Feldern und Wiesen Möhrchen, Äpfel, Stachelbeeren und Nüsse zusammengeklaubt 🙂
Hier in Köln konnte ich mich allerdings nichtmal mehr an meinen letzten Spaziergang erinnern. Ich bin ja generell nicht so für Wandern, Outdoor und Gartenarbeit. Laufen tu ich bei der Arbeit genug, summende Insekten verleiten mich zu seltsamen Fluchttänzen und Pflanzen sterben unter meiner Obhut. Außer Orchideen – die mögen es scheinbar, wenn man sie vergisst und erratische Gieß-Rhythmen hat 😉 Insofern bin ich nicht der typische Wochenend-Ausflügler, sondern totales Stadtkind (- während Daniel jede freie Minute im Garten verbringen will).
Zurück zur Natur – mit Hilfe aus dem Netz
Aber… irgendwie finde ich es ja toll, zu wissen, wo und zu welcher Jahreszeit man Wildkräuter und Obst finden kann. Diese Begeisterung war bisher jenseits Kroatiens zwar nur eine theoretische, aber zumindest bin ich seit Ewigkeiten schon bei Mundraub angemeldet. Falls es Euch wie mir geht und ihr nicht wisst, wo man ansetzen kann: Auf dieser Seite werden Infos zu legal zu erntenden (also auf öffentlichem Grund wachsenden) Früchten und Kräutern ausgetauscht.
„mundraub verbindet Menschen mit Obstbäumen und durch Obstbäume.“
Sau-cool! Einfach den eigenen Standort aufrufen und sofort sehen, wo es die fettesten Himbeerbüsche oder den ultimativen Bärlauch-Spot im Frühjahr gibt! Nachdem ich dann vor ein paar Tagen beim Radfahren Brombeeren-Jäger am Straßenrand entdeckt habe, war es für mich beschlossene Sache: Ich wollte unbedingt das schöne Wetter an meinem Gastro-Wochenende (= Montag und Dienstag) nutzen und meine eigenhändig gesammelten Brombeeren zu einer sommerlichen Brombeer-Tarte verbacken.
Gesagt, getan. Statt Museum und Haushalt also Tupperdose eingepack, tapfer den Stacheln und Brennesseln getrotzt und mit fast einem Kilo Brombeeren nachhause gedüst, stolz wie Oskar 😉 Vor diesem Hintergrund schmeckt jedes Brombeer-Rezept doch gleich dreimal so gut. Und was für ein Glück, dass ich so massig Brombeeren gesammelt hatte: So konnte ich das Rezept auch gleich durch 3 Anläufe perfektionieren 😀 Meine (bislang) endgültige Version hat einen zweifachen Belag.
Die Brombeeren werden zu einem sauer-fruchtigem Curd verarbeitet, der (das?) durch die eingearbeitete weiße Schokolade schön schnittfest und geschmacklich runder wird. Darauf kommt ein frisch-süßes Frischkäse-Topping, um die Säure des Curds aufzufangen. Für mich ein kleiner Kick sind Thymian-Zweige, die den (das??) Curd beim Einkochen aromatisieren und als abgezupfte Blättchen ins Frischkäse-Topping gerührt werden können. Zusammen mit einer Handvoll Brombeeren übrigens eine wunderhübsche Dekoration ♥
Wer’s besonders fruchtig mag: Das Frischkäse-Topping ist – ebenso wie der Thymian – natürlich nur eine Option. Mir persönlich schmeckt die Beeren-Tarte auch ohne, allerdings ist es dann geschmacklich wirklich intensiv.
Selbstverständlich könnt ihr statt der Brombeeren auch Himbeeren verwenden!
Rezept Brombeer-Tarte (Tarteform Ø 26 cm)
Da ich eine zwar sehr dekorative, aber eher unübliche Tarte-Form habe, findet ihr unter der Zutatenliste die Mengenangaben für eine handelsübliche 26-er Form 🙂
Für die Brombeer-Tarte benötigt ihr:
- 250 g Mehl
- 120 g kalte Butter (oder Margarine), plus ein bisschen zum Fetten der Form
- 210 g Zucker
- 3 Eier
- 3 Eigelb
- 1 Zitrone (optional eine weitere für das Frischkäse-Topping)
- 300 g Frischkäse
- 200 g Puderzucker
- 150 g weiße Schokolade
- 375 g Brombeeren (entspricht 3 Schälchen aus dem Supermarkt)
- 10 Stiele Thymian (optional)
Schritt I: Mürbeteig für die Brombeer-Tarte
Verknetet das Mehl, die Butter und 70 g Zucker mit einem Ei zu einem geschmeidigen Teig. Wickelt den Teig für Eure Brombeer-Tarte in Frischhaltefolie und lasst ihn 30 Minuten im Kühlschrank ruhen. In der Zwischenzeit könnt ihr die Form Eurer Wahl fetten, die Schokolade in Stücke brechen oder auch schonmal mit dem Ansatz für die Frucht-Crême beginnen.
Nach 30 Minuten heizt ihr den Ofen auf 175 °C vor und rollt nun den Teig auf einer bemehlten Fläche aus. Kleidet die Form Eurer Wahl mit dem Mürbeteig aus und backt ihn 20 Minuten blind. Aus dem Ofen nehmen und auskühlen lassen.
Schritt II: Vorbereitung Brombeer-Curd
Separiert die schönsten Brombeeren zunächst und legt sie für die Deko beiseite. Kocht den Rest der Früchte mit dem Saft einer Zitrone, 140 g Zucker und 7-8 Zweigen Thymian auf. Lasst die Mischung simmern, bis die Brombeeren sich mit einer Gabel komplett zerdrücken und stellt sie dann zum Auskühlen zur Seite, damit der Thymian seinen Geschmack abgeben kann 🙂
Streicht die etwas abgekühlte Brombeer-Masse durch ein Sieb: Übrig bleibt eine super-intensive und dunkle Saft-Mark-Mischung, etwa 220 ml.
Schritt III: Brombeer-Curd + weiße Schokolade
Sobald Euer Curd die richtige Konsistenz hat, nehmt ihr die Schüssel vom Topf und schmelzt nun die weiße Schokolade in einer zweiten Schüssel. Rührt gelegentlich die Brombeer-Masse um, damit sie gleichmäßig abkühlt und wartet, bis die Schokolade komplett geschmolzen ist, bevor ihr sie unter die noch warme Brombeer-Mischung rührt.
Diese Masse könnt ihr lauwarm auf dem fertigen Mürbeteig verteilen und etwas glattstreichen. Nun kommt das Ganze für mindestens 1-2 h Stunden in den Kühlschrank, um die richtige Temperatur und vor allem Konsistenz zu bekommen. Ei und Schokolade sorgen abgekühlt dafür, dass die Tarte am Ende schnittfest wird und Euch beim Anschneiden nicht auseinanderläuft. Ich habe die Tarte übrigens am Vortag vorbereitet und über Nacht schön fest werden lassen.
Frischkäse-Topping und Deko gingen dann am nächsten Tag ruck-zuck!
Falls ihr kein Topping möchtet, verteilt ihr natürlich einfach nur Eure restlichen Brombeeren auf der Tarte und serviert sie 😉
Schritt IV – Optional: Frischkäse-Topping
Ein easy-peasy Finish rundet Eure Brombeer-Tarte ab. Gebt 300 g Frisckkäse und 200 g Puderzucker in eine Schüssel und vermischt beides gründlich, bis eine streichfeste Masse entstanden ist.
Diese könnt ihr nach Belieben mit etwas Zitronensaft oder ein paar abgezupften Thymian-Blättchen verfeinern und auf Eurer Tarte verstreichen.
Deko-Brombeeren hübsch obendrauf arrangieren, fertig!