Dalmatinischer Oktopus-Salat – ich liebe dieses Gericht… Es ist erfrischend, herzhaft, aromatisch und gleichzeitig so wunderbar unprätentiös und rustikal. Außerdem verzeiht es fast jede Form der Abwandlung und ist unglaublich simpel zu machen. Was will mal im Sommer mehr?
Selbstgemachter Oktopus-Salat mit frisch geliefertem Oktopus – Yummy
Ich bin zwar bekennender Fan von Fisch und Meeresfrüchten, muss aber zugeben, dass ich meine Liebe in erster Linie im Sommer an der Küste auslebe. Dort kann ich jeden Abend die Fischerbötchen auf der Adria dümpeln und mich morgens auf den lokalen Fischmärkten an dem ganzen Getier kaum satt sehen. Irgendwie fühlt es sich dagegen nicht richtig an, in Hürth-Hermülheim Sardinen auf mediterrane Art zu grillen 😀
In Dalmatien dagegen… esse ich mich dermaßen an Fisch, Muscheln, Pulpo und anderen Krustentieren satt, dass ich bei der Rückkehr nach Deutschland erstmal für ein paar Monate keinerlei Lust mehr darauf habe. Und auch auf Sizilien war „insalata di polpo“ vor zwei Jahren der allabendliche Renner. Wenn man den Pulpo richtig zubereitet, nicht zu kurz ud nicht zu lang kocht, gibt es in meinen Augen kaum etwas feineres und zarteres. Mit Gummi hat das nix zu tun!
Wieso Oktopus-Salat?
Kosta und ich hatten uns überlegt, für sein KOSTBAR-Radioformat bei COSMO etwas sehr dalmatinisches und – für mich – nostalgisch-heimatliches zu kochen! Dor kocht er mit Menschen aus aller Welt Gerichte aus aller Welt. Zusammen mit einer Menge wunderbar globaler Musik stellt er diese Montags bis Donnerstags ab 12:30 auf COSMO vor. 😀
Kleiner Exkurs: Kosta arbeitet für den WDR, ist eine welt-musikalische Koryphäe, und mit seinen Balkan-Express-Parties in Köln seit 14 Jahren eine Institution: Einmal im Monat wird mit wechselnden DJs zu einem basslastigem, weltmusikalischen Potpourrie im Gebäude 9 gefeiert. Weil ich regelmäßig da anzutreffen bin, kannten wir uns irgendwann natürlich vom Sehen (und auf facebook, haha), aber erst kürzlich kam der eigentliche Kontakt zustande. Parallel kocht Kosta mit Leuten aus aller Welt Gerichte aus aller Welt.
Hier könnt ihr reinhören! 😀
Salata od hobotnice, a.k.a. Oktopus-Salat a.k.a. Pulpo-Salat… ist für mich persönlich das ultimative Sommer-Essen. Wenn ich daran denke, kommen sofort die Assoziationen: Heiße Sommertage an der Adriaküste, an denen man den ganzen Tag nur Obst, Kaffee und irgendwann ein Radler runterkriegt, weil es für alles andere zu warm ist. Der Geruch von nassen Kieseln, Bikinis, die auf dem Balkon trocknen und Sonnencrême. Getrocknetes Salzwasser, das über alles einen milchigen Film legt. Dann abends duschen, etwas hübsches anziehen und ab in das vermutlich einzige Lokal des Ortes. Oder in den nächsten größeren Ort. Die Speisekarten sind meistens ziemlich identisch – aber mich interessieren eh nur eine Handvoll Gerichte 😀
Blitva (Mangold, Kartoffeln und jede Menge Knobi und Olivenöl) und Oktopus-Salat – mehr brauche ich nicht zum Glücklichsein, wenn diese zwei anständig gemacht sind! Mehr Balkan-SoulFood gibt es übrigens hier! 😉
Rezepte für Tintenfisch-Salat gibt es natürlich (Achtung, Schenkelklopfer!) wie Sand am Meer, letzten Endes ist mein Rezept nur ein Vorschlag, der sich endlos variieren lässt. Stöbert ruhig nach Alternativen und Variationen, aber habt vor allem keine Scheu, es mal auszuprobieren. Ich persönlich mal die Kombination von Kartoffeln und Pulpo supergerne, denn die neutralen Kartoffeln machen jedes Stück Tintenfisch zu einem Geschmacks-Bonbon 😉
Oktopus-Salat mit Kosta – Tipps für den Einkauf!
Wer nicht genau weiß, worauf er bei der Suche nach gutem Tintenfisch und beim Einkauf achten soll und vielleicht auch ein bisschen Respekt vor frischem Pulpo hat – ich hab ein paar Tipps für Euch:
- 1. Keine Angst – frischer Pulpo ist kein bisschen glibberiger als frisch gekaufter Fisch! Er ist glatt, sauber, riecht nicht und wird üblicherweise bereits ausgenommen verkauft.
- Damit keine falschen Vorstellungen aufkommen: Die Öffnung auf der Unterseite ist NICHT der Popo, sondern der Schnabel/Mund – also kein Grund, sich zu ekeln. Die ekligen Sachen sind alle schon weg 😉
- Ihr braucht im Normalfall vor der Verwendung nix mit ihm anzustellen, außer ihn zu waschen und ein bisschen mit dem Nudelholz die Fangarme zart zu klopfen (dazu gleich mehr 😉 ).
- Wenn Euch das Ganze trotzdem nicht geheuer ist – kauft einfach tiefgekühlten (es gibt auch schon verpackte Fangarme ohne den Rest)! Das hat sogar den Vorteil, dass ihr ihn sofort in den Topf werfen könnt.
Traut Euch! Ehrlich! 😀
Rezept Oktopus-Salat (für etwa 6 Portionen)
Ihr benötigt:
- Oktopus/Pulpo (ausgenommen, etwa 1,5 kg), frisch oder tiefgekühlt
- 3-4 rote Zwiebeln
- 3 Knoblauchzehen
- 1 kg Kartoffeln
- 2-3 Lorbeerblätter
- Weißweinessig
- gutes (!) Olivenöl
- Salz und Pfeffer
Schritt I: Oktopus vorbereiten
Setzt einen großen Topf mit Wasser auf und gebt das Salz, die Lorbeerblätter und einen ordentlichen Schuss Weißweinessig dazu. Ihr könnt den Essig wahlweise auch mit Weißwein ersetzen. Manch einer schwört in seinem Rezept auf einen Korken im Kochwasser als Trick, der den Oktopus zart werden lässt. Ich habe das nie ausprobiert und es nie für nötig befunden!
Nehmt Euch nun den Oktopus vor und spült ihn unter kaltem Wasser ab. Nun wird’s interessant: Damit er beim Kochen schön zart wird, wird er in Küstenregionen traditionell gegen Felsen geschlagen. Das bricht die Fasern und sorgt (ähnlich wie das Abhängen von Rindfleisch) dafür, dass er beim Kochen nicht zäh und zu Gummi wird.
Da wir hier keine Felsen zur Hand haben, verprügele ich das arme Tier hier in Köln immer mit einem Nudelholz. Einfach auf die Arbeitsplatte legen und die Fangarme gleichmäßig und nicht zu zögerlich mit dem Nudelholz bearbeiten.
Schritt II: Oktopus „taufen“ und kochen
Sobald das Wasser kocht, wird der frische Oktopus „getauft“ – es sorgt dafür, dass die Tentakel sich hübsch kringeln. (Tiefgekühlten könnt ihr einfach so in den Topf geben und kochen).
Greift den Oktopus am Kopf und taucht ihn langsam 2-3 Mal in das kochende Wasser hinein und wieder heraus. Wenn die Fangarme sich schön eingekringelt haben, gebt ihr ihn endgültig in den Topf und lasst ihn bei mittlerer Hitze kochen.
Dass er fertig ist, merkt ihr, wenn ihr mit einer Gabel leicht hineinstechen könnt. Es dauert erfahrungsgemäß je nach Tier etwa 45-60 Minuten.
Schritt III: Salat vorbereiten
Petersilie, Zwiebeln und Knoblauch in eine große Schüssel geben und mit Salz, Pfeffer, Essig und Olivenöl abschmecken und zu einem würzigen Dressing verrühren. Seid mit dem Olivenöl nicht zimperlich, 8 Esslöffel dürfen es ruhig sein 😉 Nach Geschmack ist auch ein Schuss Zitronensaft garnicht verkehrt (stimmt die Menge einfach mit dem Essig ab)!
Schält die Kartoffeln und gebt sie nach 45 Minuten mit zu dem Oktopus in den Topf, bzw. 15 Minuten, bevor Euer Tintenfisch den idealen Garpunkt erreicht hat.
Schritt III: Dressing + Pulpo + Kartoffeln = Oktopus-Salat
Dressing, Oktopus und Kartoffeln müssen jetzt nur noch zusammenkommen!
Nehmt ein halbes Glas von dem Kochwasser ab, etwa 150 ml.
Der Oktopus wird unter kaltem Wasser abgeschreckt (nach dem Kochen lässt sich auch die violette Haut gut abrubbeln, falls ihr diese unschön findet). Nehmt Euch ein scharfes Messer. Ich trenne immer den Kopf als erstes ab und trenne dann die Fangarme von der Körpermitte. Das Fleisch ist jetzt schön fest, das heißt, ihr könnt ganz einfach um den Schnabel in der Mitte herum schneiden.
Arme in mundgerechte Würfel und Scheiben schneiden und noch heiß in die Schüssel zum Dressing geben.
Zuletzt das Kochwasser zur Mischung dazugeben, alle Zutaten gut vermengen, abkühlen und ziehen lassen – fertig! Dieses Rezept schmeckt lauwarm, kalt und auch noch durchgezogen am nächsten Tag!